Bildhauer Michael Vogler schuf ein neues Portal für die Kirche in Gablingen

Szenen aus Sankt Martins Leben

GABLINGEN – Vielen Gläubigen ist der heilige Martin bekannt, weil er seinen Mantel mit dem Schwert teilte und mit der Hälfte einen Bettler in dessen Not und Blöße bedeckte. Dass der Bischof von Tours im 4. Jahrhundert noch vielfältiger wirkte, rückt der Bildhauer Michael Vogler aus Gnadenberg (Oberallgäu) mit dem neuen Portal der Kirche St. Martin in Gablingen (Kreis Augsburg) in den Blick.

Vogler hat sechs Szenen aus dem Leben Sankt Martins mit der Kreissäge aus Eichenholz herausgearbeitet. Die Reliefs sind rund 65 mal 60 Zentimeter groß. Die Darstellungen sind lebensgroß und auf Gesicht, Hände und Füße reduziert. In geballter Expressivität sind sie auf die jeweilige Handlung des Heiligen fokussiert. Die Holztafeln hat der Künstler geölt. Bei seitlichem Streiflicht treten die feinen Strukturen der Reliefs plastisch hervor.

Vogler begann mit einem maßstabsgetreuen Entwurf. Die wichtigsten Linien zeichnete er auf das Holz und setzte die Szenen aus ungewöhnlichen Perspektiven mit der Kettensäge um. 

Der heilige Martin von Tours (316/17 bis 397) zerstörte im Auftrag Gottes heidnische Haine und Tempel mit übermenschlicher Kraft. Viele Heiden ließen sich taufen. Martin baute mit ihnen Kirchen und Klöster. Irrlehrer, Häretiker und Abtrünnige ermahnte er mit dem Wort Gottes und führte sie zurück zur Kirche. Er fürchtete nichts und niemanden – außer Gott. Einen Todkranken heilte der Bischof, indem er dessen Hautgeschwüre küsste. Mit reiner Haut kam der Mann am nächsten Tag in die Kirche. 

Einen Bettler bedeckte Martin in der Kälte mit der Hälfte seines Mantels. Auch drei Totenerweckungen werden dem Heiligen zugeschrieben. Bei Unwetter und schwerem Hagelschlag bewahrte er mit seinen ausgebreiteten Händen die Ernte vor der Vernichtung.

Martin wurde in der römischen Provinz Pannonien, dem heutigen Ungarn, geboren. Er war ein römischer Soldat. Nach Ableistung seiner Dienstzeit wurde er Mönch. Als er Bischof von Tours werden sollte, versteckte er sich in einem Gänsestall, um der Ernennung zu entgehen. Doch das aufgeregte Geschnatter der Gänse verriet ihn. Am 4. Juli 372 wurde er zum Bischof geweiht. Sein Patrozinium wird am 11. November gefeiert.

Auch im Bischofsamt lebte Martin als einfacher Mönch und in strenger Askese in einer Hütte, die an eine Kirche angebaut war. Er schlief auf dem Fußboden – auf einem Laubsack und mit einen Stein als Kopfkissen. Nachts betete er.

Beim Lesen der Biographie des heiligen Martin, von Sulpicius Severus im 4. Jahrhundert geschrieben, fand Vogler die Grundlagen für seinen Bilder-Zyklus. Die historischen Berichte des Zeitzeugen Severus erschlossen ihm den Heiligen und ermöglichten die künstlerische Verdichtung auf die sechs Szenen des Portals.

Vogler hat auch den Bischofsstab von Weihbischof Florian Wörner und den Bronze-Christophorus am Riedbergpass geschaffen. Das neue Martinsportal in Gablingen wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes gesegnet.

Annette Zoepf

12.11.2023 - Bistum Augsburg